Sonntag, 6. Mai 2012

"Wenn du immer nach London fährst, wirst du Paris nie kennen lernen": über Kletter-Wochenenden für Sportmuffel


Hallo zusammen,

heute ist also Tag 1 meiner Sightseeing-Tour durch mein ganz gewöhnliches Leben und ich bin schon sehr gespannt darauf, wie viel das Ganze her gibt.

Ich bin auch tatsächlich gerade unterwegs - das heisst, jetzt, wo ich diese Zeilen hier schreibe, sitze ich auf einer wunderschönen Terrasse mitten in der Sonne und zwar in einer Region, in die ich freiwillig niemals gefahren wäre – und da sind wir auch schon beim Thema:

man braucht beides: den eigenen Bedürfnissen und Wünschen folgen und Anregungen von anderen aufnehmen und auch mal ausprobieren – oder auch: wenn du immer nach London fährst, wirst du Paris nie kennen lernen ( übrigens ein Satz von meiner wunderbaren Lehrerin und Coaching-Vorbild Barbara Sher ).

In diesem Fall ist ist es also leider nicht Paris, sondern das Altmühltal in Bayern – und obendrauf auch noch eine  Aktion, für die ich mich niemals freiwillig entschieden hätte:

das Klettern.

 Es ist nämlich so, dass ich erstens chronisch unsportlich bin , was man mir glücklicherweise nicht ansieht – also kann ichs mir auch leisten – und zweitens, mich einfach nicht gerne anstrenge – und schon gleich gar nicht im Bereich Sport.

Nun haben wir haben wir aber Freunde, mit denen wir so gerne zusammen sind und von denen ich mich auch so gerne zu irgendwas anstecken lasse, dass wir einen gemeinsamen Kurzurlaub mit Kind und Kegel zum Klettern im Altmühtal geplant haben.
Leider habe ich in dieser euphorischen Anfangsphase mal wieder nicht richtig hingehört und auf die Details geachtet und so hatte ich mich auf Klettern wie in einem Klettergarten eingestellt und auch gefreut. Aber nein, weit gefehlt: es ging tatsächlich um Klettergurte , Seile und was noch viel schlimmer ist um richtige Felswände, an denen diverse Leute aller Alterstufen hingen und irgendwie mehr oder weniger locker ihren Weg nach oben machten.

Ich nicht, wie man sich an dieser Stelle denken kann.

Schon der Aufstieg bis zu dem Kletterausgangspunkt ging deutlich über meine konditionellen Möglichkeieten hinaus– aber das kenne ich ja schon von jeglicher sportlicher Betätigung – von nix kommt nix, könnte man sagen. Aber jetzt kommts: es hat mir überhaupt nichts ausgemacht, langsamer zu sein, angestrengter und mehr Pausen zu brauchen als alle andere ( inkl. Kinder!!).

 Es sieht fast so aus, als hätte ich doch ein paar Dinge aus dem Coaching-Bereich so verinnerlicht, das ich sie sogar in solchen Situationen anwenden kann – andere Menschen machen das umgekehrt und nutzen diese Erfahrungen für ihr alltägliches Leben – aber dazu später mehr.

Auch das Klettern selber habe ich probiert, obwohl ich ahnte, wie es ausgehen würde – es ist auch so ausgegangen, aber es war für niemanden ein Problem – versucht, so weit es ging und rechtzeitig aufgehört – und jeden frechen Spruch meiner Teenie-Tochter entspannt beantwortet.

Aber da war noch etwas anderes:

auch hier, wie so oft an vielen verschiedenen Stellen in meinem Leben und bei vielen verschiedenen Erlebnissen , war mir sofort sonnenklar, wie viel Potential in dieser Sache steckt  ( by the way: aus diesem Grund biete ich auch Coaching in Verbindung mit Stadtbummel an – auch hier steckt in jedem Erlebnis das Potential zum Schlüsselerlebnis – aber dazu schreibe ich an anderer Stelle noch mal mehr.)
zurück zm Klettern und den Metaphern fürs Leben :

 -2 leute arbeiten als Team zusammen – einer macht sich auf den Weg und einer sichert ( wie im Coaching , oder wie in guten Beziehungen zwischen Chefs und Angestellten, Lehrern und Schülern, Eltern und Kindern)

- der Sicherer steht einfach nur bereit, beobachtet, begleitet und gibt Vertrauen und Sicherheit, falls etwas nicht gut läuft

- beide tauschen sich immer wieder über den nächsten möglichen Schritt aus ( der eine hat genug Abstand, um verschiedene Angebote zu machen und der andere steckt nun mal mittendrin und kann als einziger beurteilen, ob das Angebot für ihn gerade wirklich machbar ist ! )

  unten steht neben dem Sicherer meist noch ein Team von Kollegen, die auch Ideen einbringen

  jeder Kletterer sucht sich seinen eigenen Weg – selbst an der gleichen Stelle – je nach Größe, Kraft, Technik und so weiter

  und dann gibt es Ansagen wie " such dir jetzt erst mal einen guten Stand – dann kannst du weiter gehen "

- " bleib nah am Fels und streck deine Hand soweit aus wie möglich, sonst verlierst du unnötig Kraft

Aber die Krönung war für mich der Moment, als die Tochter von Freunden hochgeklettert war und nun abgeseilt werden sollte, sie hatt sich bereits in die richtige Position gebracht – nach hinten gelehnt, Füße am Fels, eine große Vertrauensleistung, wie man sich vorstellen kann – der Sicherer  sagte zu ihr " Du musst jetzt einfach runtergehen – geh los" Darauf sie " Ich versuchs ja – du musst mehr Seil geben - Ich kann nicht losgehen, wenn du mich fest hältst, ... Papa! " ;))


Wenn das keine Metapher fürs Leben ist:)


Und so habe ich also gestern das Klettern kennen gelernt, obwohl es ein Sport ist und ich mich vermutlich mehr als dämlich angestellt habe und ausserdem habe ich mal wieder uraltes Menschheitswissen und für mich inzwischen bekanntes  Coaching-Wissen live erlebt.

Und heute:
heute mogen habe ich gesagt, dass ich heute lieber in der Sonne sitzen und nicht gerne mitklettern möchte und so sind sie alleine unterwegs und ich sitzte hier auf der wunderschönen Terreasse in der Sonne und mache das, was ich mir neben netten Gesprächen bei Sekt und Rotwein noch von diesem Kurzurlaub gewünscht hatte:

chillen in der Sonne, Musik hören und ... Blog schreiben.

Damit habe ich jetzt gut aufgetankt und werde jetzt mal nach unseren beiden Teenies schauen, die sich auch fürs chillen entschieden haben – schliesslich ist es jetzt 15.05h und man könnte ja mal was kochen und dann treffen wir uns wieder mit dem Rest der Truppe – ich freu mich schon...


...einfach herrlich, wenn jeder zu dem kommt, was er am liebsten mag:)


Und wenn ich mich das nächste Mal hier melde, geht es vermutlich um Verpflichtung und Vergnügen – oder auch um etwas anderes...mal sehen.

Und wie funktioniert da jetzt, könntet ihr euch fragen – wie macht man das, aus einer Aktion doch noch das beste herausholen und eine andere Aktion in der Gemeinschaft nicht machen – ganz ohne schlechtes Gewissen?

" If you look on the right, you can see nothing on the left"
  
 - Jetzt gerade bin ich mit meiner Truppe in Richtung Klettern unterwegs, was soll ich da
         meinem Coaching-Blog hinterjammern?

   und jetzt gerade bin ich für mich und kann mir überlegen, was ich mir von dem Urlaubstag noch wünsche, was soll ich überlegen, was die anderen brauchen?

   und jetzt gerade bin ich beim Frühstück in meiner netten Urlaubs-WG und kann meinen Wunsch so äussern, dass er wirklich verstanden wird und ich darauf eingehen kann, was sich die anderen wünschen und dazu Angebote machen kann

und jetzt gerade geniesse ich die freie Zeit, was soll ich ein schlechtes Gewissen haben

  und nachher werde ich wieder voll für meine Familie da sein, was soll ich dann meiner freien Zeit hinterher trauern? :)

Euch wünsche ich jedenfalls gute Gemeinschaften um euch herum, in denen jeder sagen kann, was er gerade möchte und wo möglichst viel von dem für alle möglich gemacht werden kann.

Bis bald – bei meinem nächsten Zwischen- Stop auf meiner Sight-Seeing-Tour durch mein ganz gewöhnliches Leben.


Frau W aus F

 P.S.: man kann es sich sogar im Altmühltal schön machen- fast so schön, wie in London oder Paris, vermute ich - denn da möchte dann als nächtes Mal hin:)






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