Sonntag, 29. Juli 2012

Jammern für Fortgeschrittene - oder: was man aus alten Märchen alles lernen kann

Hallo zusammen,

nie komme ich zum Arbeiten - wie soll man denn bei so einem Traumwetter etwas wegschaffen?
Das ist doch viel zu heiß und zu sonnig - mitten im Juli.
Und dabei hätte ich so viel zu tun, aber bei diesem Wetter?
Ach, ich habs so schwer - da würde ich gerne endlich was tun und dann dieses Wetter.
So kann ja meine to-do-Liste nicht kürzer werden - wird sie sowieso nicht - ich schreib ja ständig noch was drauf - es ist aber auch so viel zu machen.
Ach, ich habs echt nicht leicht...

So . das reicht jetzt - jetzt gehts richtig los mit dem, was ich gelernt habe, als ich gerade gar nichts lernen wollte:

Jammern hilft - endgegen landläufiger Meinung sogar fast immer - wenn, ja wenn einen keiner dabei unterbricht mit guten Ratschlägen oder Kopf zurecht rücken oder so.

Hätte ich eure Gedanken jetzt frei schalten können, dann wäre da so was rausgekommen, wie:

nie komme ich zum Arbeiten - wieso denn nicht?
na, bei dem Wetter - wie, du beschwerst dich übers Wetter, wo endlich der Sommer da ist?
aber so kann ich doch nichts wegschaffen - dann machs doch draußen
aber dafür ist es doch viel zu heiß - dann geh doch rein
aber dann komme ich doch nicht in die Sonne - dann machs doch nacheinander
aber ich hab doch gar keine Lust zum Arbeiten - dann beschwer dich nicht
aber ich hab doch so viel zu tun...

Anstrengend, so ´ne Schleife (uns Coaches im übrigen sehr vertraut), aber was macht man dagegen?

Ganz einfach jammern lassen - jammern, was das Zeug hält - über Gott und die Welt, den Job, die Familie, das Leben und den ganzen Rest - das wird irgendwann langweilig und alle Energien werden wieder frei.

Und wo hab ich das nun gelernt?

Klar, bei meiner wunderbaren Lehrerin Barbara Sher in der Coaching-Ausbildung - sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

Apropos Praxis - und damit zu der Frage, wo ich das noch gelernt habe, als ich gerade gar nichts lernen wollte:

Am Montag war ich mit meinem 7-jährigen Sohn bei einer Märchenerzählerin ( für alle, die sich gerne mal verzaubern und in die Welt der Nomadenvölker entführen lassen möchten: Konolino-Märchenzelt - tolles Erlebnis auch für Erwachsene).
Sie hat 2 sehr unterschiedliche Märchen erzählt, die beide an Märchen aus unserem Kulturkreis erinnern. In beiden Märchen ging es um Wünsche, die einfach nicht in Erfüllung gehen wollten - und in beiden Märchen passierte dann das gleiche:

erst haben sich die Personen mit dem Zustand abgefunden
dann haben sie sich an ihre alte Sehnsucht und ihren Traum erinnert
und dann - dann haben sie ihr Schicksal beklagt - laut, intensiv und ausgiebig

Und dann?
Dann kam so was wie das "Universum" ins Spiel (ihr erinnert euch? Das sind die, die uns zu Parkplätzen in der Innenstadt verhelfen, wenn wir sie bestellen:):

"Sie haben geklagt und geklagt - dann plötzlich hörten sie eine Stimme, die sagte..."
"Sie hat geklagt und geklagt - dann hörte sie auf, zu klagen, wusch sich das Gesicht und machte das, was sie machen wollte: sie..."

An dieser Klagestelle hat die Märchenerzählerin jeweils gesungen - in ihrer Muttersprache, aber die Musik spricht ja ihre eigene Sprache, und die verstehen wir auch unabhängig vom Text.

Meinen Sohn muss das sehr beeindruckt haben, denn er erzählt von diesen Geschichten immer genau diese Passage und die glückliche Wendung.

So viel zur Praxis aus dem Nomadenzelt - und nun zur Praxis aus dem Familienleben im Einfamilienhaus im 21. Jhd.:

Mein Sohn hat heute morgen Lego gebaut - ganz für sich alleine und anscheinend im flow - jedenfalls hörte und sah man nichts von ihm.
Irgendwann gabs Geschrei - seine 14 jährige Schwester war als ungebetener Gast (sonst sehr gerne gesehen) in seinem Zimmer aufgetaucht, es gab Streit und der endete damit, dass die angefangene Ritterburg kaputt ging - ich würde mal sagen: selbst verschuldeter Unfall.

Und da fing mein Sohn doch glatt an zu jammern und ich habe ihn gelassen - einige Minuten lang - dann war der Spuk vorbei, es wurde wieder ruhig.
Eine halbe Stunde später kam er glückselig zu mir und hatte sein ganzes Zimmer aufgeräumt und hatte plötzlich Lust, mit mir und eben seiner Schwester "Mensch ärgere dich nicht" zu spielen - was im übrigen sehr nett und ausgesprochen lustig war - und das ist auch schon mal ganz anders ;)

Ich jammer auch schon mal - meistens gehts in die Richtung:

wenn ich das mache, dann kann ich ja dies nicht machen - aber da kann man nur das gleiche sagen, wie in den Märchen:

stimmt - so ist es - jammer ne Runde und dann mach eins nach dem anderen.

Und so habe ich heute mal angefangen, wenigstens hier ein bisschen was von dem zu erzählen, was ich so alles lerne, wenn ich gerade gar nichts lernen will - by the way so zu sagen.

Und demnächst starte ich damit dann auch mein Buch-Projekt mit Porträts über Menschen, die ihre Träume verwirklicht haben, was sie erzählen und was man daraus alles lernen kan - ganz besonders dann, wenn man gerade gar nichts lernen möchte.

Das Jammern in den Märchen und im Alltag paßt in dieser Form ja eher zu den Anfängern - für diejenigen, die nicht so gerne jammern, aber umso lieber lachen und Spaß haben - hier die Fortgeschrittenen-Variante:

Jammern mit Publikumsapplaus - Kostprobe gefällig?

Nie komme ich zum Arbeiten - ach du Arme - wo du das doch so gerne möchtest
Wie soll man denn bei dem Traumwetter was wegschaffen? - Ja, das geht nur bei Regen - wander doch aus nach England oder so - dann hast du immmer schlechtes Wetter
Und dabei hätte ich doch so viel zu tun - ja , das wird bestimmt weniger, wenn du auf schlechtes wartest - würde ich auch so machen
Meine to do-Liste wird nicht kürzer, ich schreib ja ständig was Neues drauf - schrecklich, diese Listen, mach deine to-dos doch direkt auf ne Klorolle - dann kann jeder mitschreiben und du kannst sicher sein, dass du nie Feierabend kriegst

Mit dieser schicken Methode von Barbara Sher brauche ich genau 2 Min., um 2 schulmüde Teenies an die Schreibtische zu beamen - ich brauch dazu nur das Zauberwort zu sagen - nein, nicht "bitte", sondern:

Wollt ihr ne Hard Times Session??

Und nun meine Bitte an alle meine lieben Kollegen - ihr seid darin Profis - wollt ihr nicht mal so eine Session hier in den Kommentar reinschreiben - ich lach doch so gerne:

Jammer-Situation - nie habe ich genug Zeit - immer muss ich...

Ich würde mich wirklich sehr, sehr, sehr freuen - 3 -2- 1-LOS:


Viel Spaß an alle und fröhliches Jammern in die Runde,

Frau W aus F












Sonntag, 22. Juli 2012

Einfach gut erholt - oder: kleine Ziele - große Wirkung

Hallo zusammen,

wenn ich so den "Untertext" zu diesem Blog hier lese - und zwar nach einiger Zeit mal wieder - denke ich sofort: "Ja, darüber sollte man wirklich mal was schreiben - ...und verschiedene eigene Interessen unter einen Hut kriegen - nur, wie komme ich darauf, dass ausgerechnet ich diejenige sein sollte?"
Aber dann fällt mir doch glatt wieder meine Untermission ein - ich wollte mich doch nebenbei mitcoachen - wie gut, dass ich mich mitten im Selbstversuch befinde ;)

Die Kurzfassung:
es gelingt immer dann, wenn ich mich an alles erinnere, was so ansteht - wenn ich noch den Überblick behalte über alle Aufgaben, Dringlichkeiten und die schönen Dinge des Lebens.
Und wenn es mir dann noch gelingt, beim Spielen mit meinen Kindern beim Spiel und bei meinen Kindern zu sein ( anstatt bspw. an das nächste wichtige Telefonat, das Konzept für den Workshop oder mein aktuelles Schreib-Projekt zu denken - und umgekehrt).

Im Urlaub war das so ähnlich:
da hab ich mich doch glatt aufs Urlaub machen konzentriert - also schön ausschlafen, gemütlich frühstücken, viel draußen sein - nix besonderes, oder?

Von wegen - früher hatte ich das auch vor, aber stattdessen war da ständig irgend so ein Pflicht-Monster mit an Bord: jetzt hast du Zeit, täglich schwimmen zu gehen und zu laufen (hatte ich erwähnt, dass ich ein absoluter Sportmuffel bin? Hatte ich, glaube ich!) und x Bücher zu lesen und meine Brigitte(s) (sind ja genug auf Halde so zu sagen) und meinem jeweils jüngsten Kind schwimmen beizubringen (nur, weil die anderen Eltern in meinem Umfeld ständig davon erzählen, wie ihre Kinder im Urlaub schwimmen lernen).

Und - was war das Ergebnis? Richtig - niemand hat schwimmen gelernt, mein Sportprogramm hat an maximal 3 aufeinanderfolgenden Tagen statt gefunden, ich konnte mich zwischen den ganzen Büchern und Brigitte(s) nicht entscheiden und mußte deshalb ständig viel zu viel Zeug mit an den Strand schleppen.
Bis auf den letzten Punkt und die Tatsache, dass ich auch nicht einen Funken von schlechtem Gewissen mit nach Hause gebracht habe, war es dieses Jahr auch nicht anders - nur diesmal hatte ich mir auch nichts anderes vorgenommen, außer mich maximal zu erholen und genau dieses Ziel habe ich dann auch erreicht.

Ach so, es stellt sich nun die Frage, was denn meine armen Kinder in der Zeit gemacht haben, in der ich mich maximal erholt habe. Ganz simpel: sie haben andere Kinder in ihrer Altersklasse gefunden (also genauer gesagt: wir haben einfach den ersten Tag in unserer Ferienanlage verbracht - der Rest war eine Mischung aus Glück und so´n Zufall) - naja, und zeitweise haben wir uns natürlich auch miteinander erholt ;)

Aber jetzt kommts - warum konnte ich den Urlaub in diesem Jahr so anders gestalten?
Weil ich wusste, was ich am Ende des Urlaubs erreicht haben wollte - nämlich maximal erholt zu sein.
Und warum wusste ich das diesmal so genau?
Weil ich ein Support-Team habe, in dem wir uns gegenseitig unterstützen, unsere Träume zu verwirklichen und unsere Ziele zu erreichen. Und genau dort bekam ich diese Frage gestellt: "Was möchtest du am Ende deines Urlaubs erreicht haben?" Und da hörte ich mich doch glatt sagen "Ich möchte mich so erholt haben, dass ich danach wieder mit meinen ganzen Projekten durchstarten kann".

Nun bin ich also wieder zu Hause und zwar bereits seit einer Woche - was ich seit dem alles gemacht habe, obwohl meine Kids wegen Schulferien zu Hause sind ?

Meine Homepage überarbeitet
schreckliche Behörden-Anträge bearbeitet (inkl. Unterlagen raussuchen und pers. Vorsprechen)
an 2 Webinaren teilgenommen
an unserem Support-Team teilgenommen
eine Grobplanung für alle meine Coaching-Projekte erstellt
Coaching-Session mit einer Klientin abgehalten
Rasen gemäht
Fenster geputzt
meinen Kleiderschrank aufgeräumt
alle Urlaubs-Wäsche gewaschen
unseren kleinen Balkon neu eingerichtet
Zeug zum Müllplatz gefahren
jeden Tag mit meinen Kindern was gespielt
mit den Kindern gemeinsam gekocht
beim Feldenkrais gewesen
und diesen Blogbeitrag hier verfasst

Ach, tut das gut - denn in Wirklichkeit standen da noch ganz andere Dinge auf meiner Liste - und die hab ich (noch) nicht gemacht.

Da wartet nämlich u.a. noch ein spannendes Buchprojekt auf seine Verwirklichung - ein Buch mit Portraits/Interviews von Menschen, die ihre ganz speziellen Träume umgesetzt haben.
Eine davon habe ich in meinem Urlaub vor 2 Jahren am gleichen Ort kennengelernt - eine deutsche Skipperin, die seit 20 Jahren in  Holland ihren Traum lebt - und in diesem Jahr habe ich mich endlich getraut, mit ihr ein Interview zu führen (das stand schon seit eben diesen 2 Jahren in meinem Ideen-Buch - nie hätte ich geglaubt, dass ich das wirklich einmal machen würde!).

Und spätestens durch die Geschichte dieser Frau weiß ich, wie wahr das alles ist, was wir nur in der Theorie gelernt haben und wohin es einen in der Praxis tatsächlich führen kann - für mich ein roter Faden, der sich durch alle Erfolgsgeschichten von Menschen zieht - spannendes Thema.

Sobald alle anderen Fenster auch geputzt sind, fange ich damit an ;)

Wie es mir jetzt geht - nach dieser Woche?

Sagen wir so: heute geht es wieder, nachdem mir gestern Abend aufgefallen ist, dass meine to-dos mal wieder drauf und dran waren, meine ganz schlichte Freizeit aufzufressen.
Da habe ich mir gestern Abend mal schnell einen schönen Abend gemacht - mit Kerzen und roter Schorle, Musik von Caro Emerald und meiner Brigitte auf`m Sofa - herrlich.

Vielleicht sollte ich doch darüber schreiben, wie man vieles unter einen Hut kriegen kann - zum Beispiel to do´s und nice to do`s :)

Und jetzt würden mich eure Erfahrungen interessieren:

Wie leicht oder schwer fällt es euch, passende Ziele für euch auszusuchen bzw. euch bewusst zu machen?
Und: was hilft euch dabei? (Diese Frage besonders gerne an alle, denen genau das so herrlich leicht fällt)

Schreibt eure Kommentare unter diesen Artikel (einfach im weißen Kommentarfeld losschreiben) - ich freu mich drauf :)

Und allen, die noch etwas davon haben:

schönen, erholsamen Urlaub!

Frau W aus F