Montag, 25. März 2013

"Machen Sie einfach alles richtig!" - warum das Leben so einfach sein kann, wenn man nur die richtigen Elternratgeber liest

Hallo zusammen,

hatte ich es schon erwähnt?

Ich schreibe gerne - klar - aber ich lese auch gerne. Allerdings nur unter einer Voraussetzung:

es muss entweder Substanz haben oder Humor oder beides.

Hoher Anspruch - ich weiß, aber ein sicheres Kriterium dafür, nicht meine Zeit zu verschwenden. Und da insbesondere wir Eltern damit wahrlich nicht gesegnet sind - also mit der Zeit - dachte ich mir, ich schreibe hier mal was über Bücher, die in die obere Kategorie passen.

Mit der Substanz ist das ja so eine Sache: es kommt darauf an. Und da mag ich mich gerne aus dem Fenster lehnen, sofern ich auch ein bisschen mitreden kann - ein bisschen berufsbedingt und noch mehr aus dem ein oder anderen Jahr Lebenserfahrung (bitte keine Detailfragen :).

Heute möchte ich mal mit meinem Lieblingsbuch aus der Abteilung Elternratgeber anfangen. Es trägt den schönen Titel "Elternkrankheiten" und ist genau genommen eher ein freches Handbuch für - sagen wir mal - Angehörige von mehr oder weniger kränkelnden Eltern. Geschrieben ist es von den Autorinnen Nina Puri und Susanne Kaloff und die scheinen zu wissen, wovon sie schreiben.

Auf jeder Seite findet sich eine typische Krankheit (sehr hübsch die lat. Fachbezeichnung) mit Symptombeschreibung, Verlauf und Heilungschancen. Kostprobe gefällig?

"Fusseliger Mund - lat.: laber rhabarber 
Beschreibung: Folge unaufhörlichem mütterlichem Redeflusses
Auslöser: "Ab ins Bett! Zieh dir Hausschuhe an! (...)Nicht in dem Ton! (...)Das hab ich dir doch schon 1000 mal gesagt! Na gut, dann ist aber Sense!"
Komplikationen: Stößt ausnahmslos auf taube Ohren
Therapie: einfach mal die Klappe halten"

Na? Schön, oder??

Das ganze Buch wimmelt nur von so was und die Auswahl fiel mir gerade nicht schwer: es war purer Zufall, auf welcher Seite ich gerade gelandet bin. Sobald ich auch nur eine Seite lese, könnte ich stumpf zusammenbrechen: so gut beobachtet und so überzeugend seviert!

Gerade bin ich noch über die "Happy Aua" (neudeutsch: quality-time), den Vorführeffekt (lat.: parens roncalli) und "Einrichtungsfieber" (schwed: billy-tis - gemeint sind mütterliche Pilgerfahrten zu IKEA - Komplikationen: die kleine Lena möchte irgendwann aus dem Kinderparadies abgeholt werden, die Mutter aber nicht aus dem Elternparadies) gestolpert - ich kann nicht mehr...

Obwohl doch - einen hab ich noch, bevor ihr euch alle auf den Weg in die nächste Buchhandlung macht:

"Gewissensbisse - lat: mama rabe
Mögliche Auslöser: 
Die häusliche Obstschale ist nicht ausgewogen gefüllt
Das eigene Kind kann noch nicht krabbeln/Fahrrad fahren/schwimmern/seiltanzen/eine Operation am offenen Herzen durchführen
Das eigene Kind weint als einziges beim Abschied in Kita/Schule/Universität/Arbeitsstelle
Vorbeugung: Machen Sie einfach alles richtig."

So - da haben wir´s: einfach alles richtig machen - so einfach ist das!

Ich finde ja, dieses Buch sollte auf keinem elterlichen Couch-Tisch/Nachttisch/Schreibtisch/Gabentisch fehlen - man könnte es auch zu Ostern verstecken, fällt mir gerade ein...vielleicht ein kleiner Tipp für die Angehörigen :)

Und von mir damit verbunden die Erklärung dafür, warum sich hier alles Mögliche findet rund um Familienleben und Co - aber keine Erziehungs-Tipps. Ich mache nämlich noch immer nicht alles richtig - auch nach 18 Jahren im Geschäft. Brauch ich auch nicht - es gibt ja prima Ratgeber wie diesen!

In diesem Sinne eine schöne Woche und viel Spaß beim Lesen!


Frau W aus F





Freitag, 15. März 2013

Jetzt gehts erst richtig los - was passieren kann, wenn man an den Aufgaben gewachsen ist

Hallo zusammen,

wie immer ist es alles eine Frage der Perspektive:

vor ein paar Tagen sprach mich eine Frau aus meinem aktuellen Dream Team an.

(Mein aktuelles Dream Team ist eine Gruppe von 6 Frauen, die sich gegenseitig bei ihren völlig verschiedenen Projekten unterstützen: mit Ideen, Informationen, Kontakten, persönlichen Fähigkeiten und und und. Sobald ich von denen grünes Licht habe, schreibe ich hier mal, was die in der kurzen Zeit gemeinsam schon alles erreicht haben - einfach unglaublich!)

Weiter im Text:
Diese Teilnehmerin hatte meinen Artikel über den Familien-Sonn-Alltag (den mit den Timelines, dem Abi-Plakat und der Mathe-Mail) gelesen und meinte: "Da hab ich mir gedacht: oh je, du Arme!" Sie hat selbst keine Kinder und hat vermutlich sonntags einfach frei!

Erst dachte ich: "Ach, so ist das rübergekommen?" Dann dachte ich: "Komisch, ich fand mich gar nicht so arm - ein bisschen stressig - ja - aber ich habs eher locker genommen. Hat doch alles gut funktioniert und die Stimmung war total ok!"


Erst ein paar Stunden später fiel mir auf: es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ich an einem solchen Sonntag schon am Morgen kapituliert. Und hätte ich damals Ähnliches gelesen oder gehört, vermutlich hätte ich gehofft, dass meine Kinder niemals über die Grundschule hinauswachsen.

Sind sie aber - also immerhin die beiden älteren - und ich mit ihnen - also wenigstens manchmal!


Ein anderer Kommentar kam auf Facebook von einer Frau, die es wissen muss: ihre Kinder sind bereits erwachsen und sie konnte sich gut an diese Zeiten erinnern. Schön! 

Und sie schrieb da was von "an den Aufgaben wachsen" - ich schrieb:"manchmal will man gar nicht wachsen". Sie sinngemäß, dann wäre vielleicht Zeit für eine Pause.

Dummerweise ist mir aber noch was anderes aufgefallen: mir hat es auch noch Spaß gemacht, das ganze Chaos zu managen. Und das ist erst recht neu!

Wenn ich früher in Stellenausschreibungen über bestimmte Formulierungen gestolpert bin, brach bei mir der Schweiß aus. Wie kann man nur jemanden suchen, der "besonders in stressigen Zeiten zur Höchstform aufläuft" - was sind das für Menschen, hab ich mich gefragt. Und: was sind das wohl für Jobs?

Und jetzt stelle ich fest, dass mir genau das Spaß macht - wo ich doch seit Monaten über Pausen statt Pralinen schreibe. Vermutlich ist es mal wieder eine Mischung aus beidem in Verbindung mit ein paar Techniken, die das ganze überhaupt machbar machen.

Diese Erfahrung kam nun genau zum richtigen Zeitpunkt: wir stehen schon länger in den Startlöchern für einen möglichen Umzug - einige Anläufe, aber ohne Erfolg.

Aber jetzt gehts los: Die Hausbesichtigung war einen Tag nach dem Chaos-Sonntag (die 1.Panikattacke übrigens kurz danach), der Vertrag wurde 5 Tage später unterschrieben (nur durch das Aufmunterungs-Telefonat mit meiner Freundin möglich geworden) und der Umzug wird dann im Mai sein - und noch 2 Monate bis Buffalo!


Unser Sohn übernimmt übrigens bereits die Öffentlichkeitsarbeit: er erzählt die gute Nachricht ansatzweise jedem, der nicht bei 3 auf den Bäumen ist :)
  Und jetzt? Jetzt fühlt es sich so an, als bräuchte ich nur noch durchzustarten - naja, da werden schon noch ein paar Freundinnen-Telefonate kommen - ein Headset wäre jetzt gut! Ich freu mich!

Fazit:

*1. kommt es anders und 2. als man denkt
*2. kann man mehr und 3. als man denkt
*3. schafft man es meistens und 4. nur gemeinsam 

Oder anders ausgedrückt:
1. tauchen immer wieder passende Gelegenheiten auf, wenn man weiß, wonach man sucht
2. kann man immer Fähigkeiten aus anderen Bereichen übertragen, wenn man weiß, welche Fähigkeiten man hat
3. braucht man einfach Menschen, die einen im richtigen Moment an diese Dinge erinnern 

In diesem Sinne ein ganz besonders schönes Wochenende - und sollte ich demnächst nicht mehr auftauchen, bitte gerne ein Vermisstengesuch aufgeben; ich suche jetzt mein Head-Set!


Frau W aus F

P.S.: Noch ein Hinweis in eigener Sache: nach ein paar sehr  hilfreichen Rückmeldungen habe ich den Artikel "Wer braucht schon einen Coach? - eine offene Antwort auf eine berechtigte Frage" noch mal überarbeitet. Zu lesen hier: http://always-look-on-the-right-side-of-life.blogspot.de/2013/02/wer-braucht-schon-einen-coach-eine.html

Sonntag, 3. März 2013

Timelines im Familienmanagement, moderne Lyrik und mehr - wie man so einen Sonntag auch verbringen kann

Hallo zusammen,

das ist hier ist gerade meine Belohnung für einen voll gepackten Familien-Sonn-Alltag.

Es begann mit einem völlig harmlosen Frühstück. Sohn fragt Tochter 2: "Spielen wir heute Monopoly?" "Nein", sagt sie leicht frustriert, "ich hab heute noch sooo viel zu tun. Wir können heute gar nichts spielen."

Tochter 2 ist 15 und nicht immer 100% aufgelegt zum Spielen mit Sohn (8). Ich nahm das Ganze nicht besonders ernst, aber dann kam`s:

"Ich schreibe morgen Englisch, Di, Franz., und Freitag Deutsch. Und dann muss ich noch meinen Praktikumsbericht abgeben - am Donnerstag."

Pause

"Und dann hab ich noch Hausaufgaben - eine Gedichtanalyse in Deutsch - eigentlich bis morgen, aber das fällt bestimmt aus wegen der Veranstaltung zur Oberstufe. Und Physik - bis Mittwoch - aber das geht schnell. Naja, und Chemie mach ich dann morgen in der Mittagspause."

Ich sage was von "Mittagspause und Essen und Erholen" und so. Wir überlegen noch gemeinsam, wie wahrscheinlich der Ausfall der Deutschstunde sein kann - bis wann also diese unsägliche Interpretation für die Klausur am Fr. wohl fertig sein muss - und da fällt es mir ein:

Hier hilft nur noch eine Timeline (ja - sowas lernt man zum Beispiel in Existenzgründungsberatungen - bisher kam ich gut ohne aus, aber in diesem Fall...)

2 Min. später haben wir beide wieder den Überblick über die Lage - Check-In, Lernen, Wiederholen, Abfragen, Korrektur lesen, Probedruck, Enddruck ... sie liegt gut in der Zeit, es ist alles machbar und legen los.

Womit?

Nein, Schule macht sie in der Regel schon alleine. Ich meine das Plakat...fürs ABI...für Tochter 1...soll morgen an der Schule hängen - Farben, Bettuch, Idee - alles schon da - geht bestimmt schnell!

Dann hängen wir zu zweit über Laken und Farben und haben aber so richtig viel Spaß - eine Idee gibt die nächste - beim Mittagessen ist es fertig - und richtig cool (und ein weiteres Kapitel in meinem noch ungeschriebenen Buch "Wenn ich das früher gewusst hätte...").

 Im Anschluss trennen sich unsere Wege: sie Job (Schule), ich Job (Konzert Musikschule), mein Mann Job (Kinderbetreuung Sohn), Tocher 1 Job (ABI-Lerngruppe) - es ist Sonntag!

Latte Macchiato baut auf - auch mit 15! Danach Praktikumsbericht Fassung B und Moderne Lyrik Fassung A (so ein Schmarrn - über Gletscher, Quallen und Menschenmüll auf dem Potzdamer Platz - in Jambus und Co.).

Später: Analyse fertig (bin beeindruckt - wäre ich nie drauf gekommen), 5 Kapitel Korrektur gelesen, Sohn geduscht (Höchstleistung!) - kurz vor Feierabend der rettende Vorschlag von meinem Mann:

er wird morgen das Kapitel-Chaos in ein Dokument bringen (noch ne Höchstleistung) - wir müssen es ihm nur noch per Mail schicken (Katastophe).

Tochter 2 findet nach nur 3 Fehlversuchen zu ihrem Passwort zurück, öffnet ihre Mail-Box und freut sich: 1 neue Nachricht.

Posteingang ... Betreffzeile: "Übungen zu Dezimalbrüchen" - die Mail kam vom Mathelehrer.

Es war 20.08h und ich musste so laut lachen, dass man an eine TV-Übertragung des Comedy-Preises hätte denken können.

Inzwischen ist es also 22.30h - die letzten Kapitel sind Korrektur gelesen und sogar in netten kleinen Dateien unterwegs ins Büro von meinem Mann. Und ich werde dann gleich mal das Bettlaken präparieren - mit Schere und Bindfaden, damit es Tochter 2 für Tochter 1 morgen an der Schulwand aufhängen kann.

Di ist dort Elternabend - für die Kurswahl zur Oberstufe für Tochter 2 - passt gerade noch nach meinem Feldenkrais-Kurs - mal sehen, wie unser cooles Plakat rüberkommt!

Dabei fällt mir ein: was für ein Glück! Mein Sohn schreibt diese Woche nur Mathe - ich glaube, am Do. - hmm... Praktikumsbericht-Endabnahme, Mathe-Endabnahme, Handball - alles am Mittwoch (Di. Kieferorthopäde für 2 - vor Feldenkrais und Elternabend).

Und noch 20 Minuten bis Buffalo...(ja, das waren noch Gedichte, was?)

Wozu bzw. für wen ich das alles hier schreibe:

zum Beispiel für alle anderen Eltern 

Fazit: alles ganz normal - Timeline kann retten und Team rettet mit Sicherheit.

und für Nicht-Eltern

Fazit: alles ganz normal (ob ihrs glaubt, oder nicht)


Neulich waren wir Samstags zum Brunch bei Freunden eingeladen. Nach 3 sehr netten Stunden mussten wir los. Unsere Freundin sagte: "Ach, ich geniess das heute so - einfach mal sitzenbleiben - stundenlang!" Und dann noch: "Das würde ich mir ja mal für jeden Sonntag wünschen - nach dem Frühstück einfach mal mit der Zeitung sitzen bleiben."

Und genau das ist der Grund, warum sich meine Ziele so ganz anders gestalten:

1. Sie liegen am Abend und amWochenende - nicht in ferner Zukunft

2. Sie sind auf diese Weise auch erreichbar - jedenfalls immer öfter

3. Sie sind sehr reizvoll und trotzdem schön simpel - hilft wiederum für Punkt 2

4. Sie nützen am Ende allen - weil für die der anderen auch genug Platz bleibt

5. Sie bilden die gesunde Basis für alle anderen Ziele - für die so ein Wochenende einfach zu klein ist


So - fertig - jetzt Bettlaken, dann Bett!

Eine schöne Woche euch allen!


Frau W aus F

P.S: Ist es euch aufgefallen? Ich schreibe schon gar nichts mehr von "...und vielleicht bis dann und dann" - warum nur???