Sonntag, 6. Mai 2012

Irgendwie ist alles doch nur relativ - über große blaue Mülltüten und noch größere Träume

Hallo zusammen,

bisher hält sich meine Leserschaft doch noch beträchtlich in Grenzen - also genau genommen, bin ich die einzige, die meine neuesten Erkenntnisse bisher zur Kenntnis genommen hat - beim Korrektur lesen, versteht sich.

Ist aber auch kein Wunder - es wusste ja bis jetzt niemand was von der Existenz dieses neuen Blogs.

Und wieso ist das ab heute anders - und was hat das Ganze mit der Relativitätstheorie zu tun?

Also, dazu möchte ich eine kleine Geschichte erzählen, die sich genau heute genau so zugetragen hat:

Kurz bevor wir letzte Woche ins Altmühltal aufgebrochen sind ( ihr erinnert euch ... vermutlich nicht - das war die Sache mit London, Paris und Klettern für Sportmuffel ), musste ich unweigerlich zum Koffer holen auf unseren Speicher - eine Aktion, die ich im Normalfall zu vermeiden suche und als ich versucht habe, mich an Körben, Kartons und Kinderaltkleidern die Treppenstufen  hinauf zu angeln, wusste ich auch sofort wieder, warum.

Das Schöne dabei war, dass wir ja nun auf dem Weg in den Kurzurlaub gefolgt von Alltag waren - an Aufräumen also nicht im Traum zu denken - Gott sei Dank!

Aber dieser erschreckende Gesamteindruck hinterließ doch deutliche Spuren bei mir und das ist die einzige Erklärung, warum ich heute am heiligen Sonntag eine folgenschwere Entscheidung treffen musste: die Treppe zum Speicher muss ( mal wieder ) leer geräumt werden - und zwar innerhalb der nächsten 4 Wochen bis zum Konfirmationstermin unserer Tochter inkl. einem Haus voller Gäste.

Nun habe ich neben dem Leerräumen der Speichertreppe noch gefühlt 127 andere Projekte - mein Plan war also, das Ganze mal wieder good-enough zu erledigen: auf dem Speicher selbst eine kleine oder größere Ecke frei zu schaufeln und alle in der Familie dazu zu bringen, jeden Tag eine kleine Ladung von der Treppe nach oben zu bringen.

Da hatte ich allerdings die Rechnung ohne meine Wirte gemacht - in dem Fall in Gestalt meiner Coaching-Kollegen - und das kam so:

Wir treffen uns schon mal in diversen Besetzungen auf facebook - zum Beispiel um in geselliger Runde grauenhafte Tätigkeiten hinter uns zu bringen wie Steuererklärung machen, Quittungen sortieren, Balkon aufräumen oder eben ...Speichertreppe freiräumen.
Diese schöne Spiel nennt sich Blockbuster - ist mal wieder eine Erfindung unserer wunderbaren Coaching-Lehrerin Barbara Sher und funktioniert wie folgt:
einer meldet sich und kündigt sein entsetzliches Vorhaben an - am besten mit einer Zeitspanne, innerhalb er es hinter sich gebracht haben will. Andere steigen mit ihren Dramen des Alltags ein. Alle ackern für sich, treffen sich ab und zu online wieder, geben sich tolle Tipps und Motivation und klopfen sich am Ende alle gegenseitig heftig auf die Schulter. Ergebnis: in kurzer Zeit richtig viel erledigt und dabei nette Unterhaltung gehabt - so weit so gut.

Nun zu den Tipps:

was meint ihr, was sie mir geraten haben?

Richtig: nicht nur aufräumen, sondern gleich auch noch ausmisten.

Prima Idee, wenn man einfach so dran bleiben kann am Projekt - und so hörte es sich bei den anderen auch an: sie kamen Schritt für Schritt voran und ich durfte zwischendrin kochen, mit Familie essen, mit meinem Sohn Hausafgaben machen, ihm beim Zimmer aufräumen helfen und einen gesammelten Leitz-Ordner voller Arbeitsblätter abheften - sie waren von meinem Sohn - er ist 7 und in der ersten Klasse - und es war ein Ordner gefüllt nur mit einem einzigen Schulfach - und er ist erst seit 9 Monaten in der Schule.

Und dabei hätte ich so gerne große blaue Mülltüten vollgemacht - ohne nachzudenken, wie meine Kollegin mir geraten hatte - so gerne und ein für alle mal - aber es war ein Familiensonntag und die haben schon mal so ihre eigene Dynamik.

Und dann kam die Erlösung:
1. die Idee, überall große blaue Mülltüten auszulegen - wunderbar: in den nächsten Tagen Zeug wegwerfen - by the way, wie das für berufstätige Mütter meistens am besten funktioniert

2. der Post, der einfach alles relativierte:
meine Kollegin schrieb von ihrem letzten Erlebnis mit einer großen blauen Mülltüte und , dass diese nicht mehr "ihr Zimmer" erreicht hätte - " mein Zimmer", schrieb ich - wie schön - jetzt weiss ich auch wieder, warum ich Mütter coachen möchte - Ergebnis: meine Wohlfühl-Ecke - ich glaube, da wird ein Blog-Post draus"

Liebe Mütter, euch muss ich das alles nicht erklären - man könnte es auch so zusammen fassen: " wovon reden die da?"
Liebe Nicht-Mütter, das ist so: in unserem Multi-Tasking-Leben können die Dinge erstens nur provisorisch, zweitens nur good-enough erledigt werden, weil wir uns drittens im anderen Fall bei einem unweigerlichen Nervenzusammenbruch höchstens ins Bad zurück ziehen können - ein eigenes Zimmer haben bei uns nur die Kinder - naja, mal abgesehen von der Küche - obwohl, da ist ja immer besonders viel los.

Eigentlich könnte ich jetzt noch mal zurück zu meinem Blockbuster gehen und da rein schreiben " Blog-Post geschrieben, jetzt Rotwein und dann Wanne " - die Wanne allerdings ist länger nicht geputzt - also kein richtiges Vergnügen - über den Rotwein könnten wir aber reden :)

Fassen wir zusammen:
wenn ich mir nur den Aufräum-und Ausmiste-Bedarf in unserem Haus ansehe, gebe ich meinen beiden Kolleginnen völlig recht - wenn schon, dann richtig.

Wenn ich aber das Gesamt-Paket betrachte, sind ausgelegte Mülltüten und motivierte Familienmitglieder genau das, was jetzt funktionieren kann.

Trotzdem danke, meine lieben Koleginnen, für alle eure Blockbuster-Unterstützung - ohne euch, würden vermutlich noch nicht mal die Mülltüten liegen:)

So, und dabei fällt mir ein, dass ich doch eigentlich mal was über Verpflichtung und Vergnügen schreiben wollte - hmm - wenn ich daran heute morgen gedacht hätte, hätte die gesamte Familie mehr Sonntag gehabt - ich habs ja im allerersten Post schon zugegeben: Anne coacht sich selbst und andere ;)

na, immerhin ist bei der ganzen Aktion dieser Text hier herausgekommen und die Erkenntnis, dass wir unsere Ziele am besten selbst stecken und beides war wenigstens für mich schon Vergnügen pur.

Bis bald beim nächsten Zwischenstop auf meiner Sightseeing-Tour durch meinen ganz normalen Alltag.

Frau W aus F




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