Sonntag, 24. Februar 2013

Wer braucht schon einen Coach?? - Eine offene Antwort auf ein berechtigte Frage

Hallo zusammen,

gerade eben komme ich vom Sonntagsfrühstück - u.a. mit meiner aktuellen Brigitte :)

Meine Brigitte lebt von Meinungsvielfalt und klugen Reportagen, versorgt mich seit Jahren mit tollen Tipps und Inspiration und der einen oder anderen interessanten Fragestellung. In diesem Heft sind es gleich gefühlte 3:

Im Dossier: wie der Traum vom Aus- und Umsteigen gelingt
In der Kolumne "Problemzonen": woran man gute Führungskräfte erkennt
In der Kolumne "Geht das nur mir so?": was/wer der beste Ratgeber für die ureigensten Angelegenheiten ist - oder anders ausgedrückt "Wer braucht schon einen Coach?"

Und genau darauf möchte ich antworten - am besten direkt an die Autorin, weil ich sie so gut verstehen kann:

Liebe Frau Niemann,

vielen Dank! Herzerfrischend finde ich Ihren Artikel über zu viel Ratgeberei, wo man im Normalfall mit Tipps von Freunden und Kollegen gemixt mit gesundem Menschenverstand doch ganz einfach gut zurecht kommt. Suboptimal bleiben ist im übrigen aus meiner Sicht ein wirklich guter und vor allem sehr gesunder Plan!

Wundern Sie sich gerade, in einem Coaching-Blog solche Sätze zu lesen? Das liegt daran, weil Sie mir so aus der Seele schreiben, dass ich gar nicht anders kann, als Ihre Sicht der Dinge zu bestätigen:

zu mir kommen Frauen, bei denen  der Zugang zu genau diesem eigenen gesunden Menschenverstand für die eigenen Wünsche verschüttet ist - meist von zuviel Verpflichtungen, manchmal von zu wenig Kenntnis über die eigenen Fähigkeiten, und ganz oft von zu schlechten Erfahrungen in unangenehmen Team-Meetings, Gesprächen mit Chefs, vielleicht Elternabenden und immer wieder von zu viel positivem Denken.

Zu mir kommen also Frauen, die genau so gerne selbst entscheiden möchten, wie Sie - mit dem Unterschied: diese Frauen haben es einfach verlernt. Oder - und das ist besonders häufig: es gibt gar nichts zu entscheiden - diese Frauen wollen ganz klar beides: 

Kinder und einen interessanten Job, 
Freizeit allein und mit Partner, Familie, Freunden, 
Urlaub am Meer und in den Bergen
Pizza und Sushi...

Ich helfe dann sehr gerne diesen Frauen dabei, all das selbst zu entscheiden - mit dem ganz eigenen gesunden Menschenverstand. Sobald sich der nämlich zurückmeldet und genutzt wird - auch Intuition genannt - kann man endlich wieder alles selbst entscheiden und einfach die nächst beste Gelegenheit in die richtige Richtung beim Schopf packen.

So ungefähr hört sich das bei Ihnen gerade an - nach Ratgeber-Lektüre und Seminar-Besuchen, wie Sie schreiben. Und ganz offensichtlich nicht zuletzt nach der Unterstützung durch einen Coach, der Ihnen genau die richtigen Fragen zur richtigen Zeit gestellt hat.

Welche das sind? Aus meiner Erfahrung reicht die Frage nach dem "Was möchten Sie?" und "Wie würden Sie das umsetzen?" nicht aus - denn: wenn Sie das wüssten, wären Sie schließlich nicht zu einem Coach gegangen, oder? Und wenn sie es wissen, haben Sie es offensichtlich trotzdem nicht umgesetzt - garantiert aus gutem Grund und oft, weil anderes bis dahin noch wichtiger war.


Aber das Ergebnis ist entscheidend: wenn Sie aus der Beratung herauskommen und das Gefühl haben, Sie haben es eigentlich schon immer gewusst und Sie brauchen eigentlich in Zukunft nur Ihren gesunden Menschenverstand (sprich: Intuition) einzusetzen, dann hat der Coach aus meiner Sicht einfach alles richtig gemacht - besonders das, was Sie wahrscheinlich gar nicht bemerkt haben.

Vielleicht hat er Ihnen einfach auf die eigenen Sprünge geholfen, so zu entscheiden, wie es bisher für sie gut funktioniert hat: vielleicht aus dem Bauch heraus, vielleicht über +/- Listen, vielleicht über Ausprobieren, vielleicht über Freunde befragen.

Irgendwo habe ich mal so einen schönen Spruch gelesen: "Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzen kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast." Der Spruch ist von Albert Einstein - der hat u.a. auch Geige gespielt und muss es also wissen :)

Wir Coaches machen so etwas Ähnliches: wir helfen dabei, diese Herzensmelodien wiederzufinden und nicht wieder zu verlieren. 

Und wenn Sie dann im Dossier einer Frauenzeitschrift etwas darüber lesen, wie man vom Fulltime-Job ins Familienglück wechselt oder sich plötzlich in einem Halbjahres -Tripp durch die USA wiederfindet, können Sie ganz, ganz schnell Ihren eigenen gesunden Menschenverstand einsetzen, der Ihnen sagt: ja, das wäre auch was für mich - oder um Gottes Willen, bloß nicht - oder jo, vielleicht später.

Zum Schluss noch ein kleines Zitat - in Abwandlung - von meiner wunderbaren Coaching-Ausbilderin Barbara Sher:

"Ein Navi kann dir sagen wie du nach Hamburg kommst, aber nur dein Herz kann dir sagen, ob du auch nach Hamburg möchtest"

Sehen Sie, das ist die Aufgabe von uns Coaches: Ihr Navi so zu füttern, dass Sie dann mit dem Autopilot durchstarten können und gleichzeitig alles mitzugeben, womit Sie nach dem einen oder anderen Durchhänger wieder in Fahrt kommen können.

Das Bild hat nur einen Nachteil: man könnte sich an Programmieren im Sinne von PC oder NLP erinnert fühlen. Das ist damit ausdrücklich nicht gemeint! 

Gemeint ist tatsächlich füttern - mit Erinnerungen an das, was Sie schon immer gerne gemacht haben oder machen wollten, an das, wie es bei Ihnen schon immer funktioniert hat und an das, was und wen Sie dabei auf keinen Fall aus dem Blick verlieren wollen.
 

Dabei ergibt sich oft so etwas wie ein roter Faden und der macht dann alle Entscheidungen einfach viel, viel leichter.

Ich wünsche Ihnen von Herzen weiter viel Freude an Ihren eigenen Entscheidungen und uns allen weiter so erfrischende Kolumnen von Ihnen!


Herzliche Grüße - verbunden mit einer offenen Einladung an alle, die genau so Lust haben, Ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen:

schreiben Sie mir gerne in den Kommentar Ihre Sicht der Dinge oder stellen Sie Ihre eigenen Fragen - ich freue mich auf einen regen Austausch zu diesem wichtigen Thema!


Eine schöne Woche in die Runde!

Frau W aus F






Dienstag, 12. Februar 2013

On top ist einfach zuviel - oder: warum der innere Schweinehund schon mal ne Streicheleinheit braucht

Hallo zusammen,

da melde ich mich mal wieder zurück. Ich hatte ja schon fast Entzugserscheinungen, aber jetzt kanns ja weitergehen.

In der Zwischenzeit habe ich sehr interessante Erfahrungen gemacht: es geht doch tatsächlich nicht nur mir so! Es gibt doch tatsächlich noch andere Familienfrauen, die große Lust hätten, mit eigenen Wünschen und Träumen durchzustarten, aber dummerweise noch ein paar kleine Nebenjobs auf die Reihe kriegen müssen. Und weil wir das sehr genau wissen, reden wir mal besser vom gesunden Menschenverstand als vom inneren Schweinehund.

Moment mal - gibt es da nicht einen Kalender, Seminare für Zeitmanagement, die tollen Orga-Tipps der Freundin und ähnliches mehr?

Schon, schon - und ganz blöd sind wir ja auch nicht. Das meiste kennen wir, haben wir schon mal irgendwo gehört oder sogar ausprobiert und bei allen anderen Managern scheinen diese Dinge ja auch wunderbar zu funktionieren.

Apropos Manager: so weit sind wir davon nicht weg - wenn man mal von der Bezahlung absieht und vergisst, dass Urlaubsanspruch und Rente noch nicht optimal geregelt sind - ach so: Bonus für gesund gepflegte Kinder, rechtzeig abgegebene Basar-Kuchen und nach Freundschaftsdramen aufgebaute Teenies gibts auch nicht.

Nee, ich will nicht jammern nur mal kurz in die Runde werfen, warum wir einfach keine Lust haben auf Suaheli an der Volkshochschule!

So etwa geht es vielen meiner Klientinnen, wenn sie das erste Mal zu mir kommen. Wenn sie das zweite Mal kommen, sieht das schon ganz anders aus: plötzlich wollen die tatsächlich durchstarten; weil sie erlebt haben, wie ihnen das ungeahnte Energie gibt und weil sie erleben, wie die ganze Familie darauf reagiert.

Eine Teilnehmerin erzählte neulich bei einem unserer Frauenabenden, Mann und Tochter würden sich plötzlich auch mit aufs Sofa legen, wenn Mama nichts tun will. Aber jetzt hätte sie keine Lust mehr auf Ruhe: "Das wird mein Jahr!", sagte sie.

Eine andere hatte beim 2. Treffen das Gefühl, sie könnte vielleicht mit ihrem Job vorerst doch ganz gut klar kommen, wenn sie ein paar andere schöne Sachen wieder nebenher machen würde und strahlte dabei! 

Und eine ehemalige Klientin aus dem Einzel-Coaching schrieb mir plötzlich Mails, in denen sie so begeistert, kurz und knackig von ihren aktuellen Aktivitäten erzählte, dass ich dachte: "Nee - zum Mailen ist ihr die Zeit inzwischen zu schade - herrlich!"

Was lernen wir daraus? On top geht einfach nicht, wenn man schon so viel zu tun hat - anstatt geht manchmal - und erst demnächst geht meistens.

So, das war mein Plädoyer für den inneren Schweinehund - einmal streicheln und dann einfach mitnehmen. Schön langsam, ohne Stress und mit netten Pausen - er ist ja schliesslich nicht mehr der Jüngste!


In diesem Sinne eine schöne Restwoche!


Frau W aus F