Mittwoch, 21. November 2012

Zwischen Langeweile und Burnout - oder: das hier ist für Sie, meine Zielgruppe!

Hallo zusammen,


das hier ist für Sie, meine Zielgruppe!

Was für ein schreckliches Wort: Zielgruppe - gehen Sie mal mit einer Gründungs-Idee zu den diversen Stationen und da werden Sie genau das gefragt:

"Wer ist denn Ihre Zielgruppe?"

Soll heißen: Wer, bitte schön, soll denn Ihr Produkt kaufen?

Also, liebe Zielgruppe, mir geht es da um etwas ganz anderes:
ich möchte, dass Ihr wenigstens einen Abend im Advent bei Kerzen und Glühwein sitzen könnt, um Eure Geschenke einzupacken. Und ich möchte, dass Ihr es euch einen Nachmittag mit Euren Kindern gemütlich machen könnt, um Geschichten zu lesen oder Sterne zu basteln. Und ich möchte, dass Ihr es wenigstens an einem Abend schafft, mit Eurem Mann oder Freunden über den Weihnachtsmarkt zu schlendern.

Ob mir das gelingt?

Nein, das ist es ja - oder besser gesagt: ja, allmählich!

Und genau deshalb liegt mir dieses Thema so am Herzen. Selbst diese kleinen schönen Momente brauchen ein bisschen Vorlauf, Planung und Absprachen. Alles kein Problem, wir sind ja schließlich Profis im Umsetzen von Dingen! Und trotzdem rutscht es oft durch, weil wir nur mit Aufgaben beschäftigt sind, die scheinbar viel wichtiger sind.

Am vergangenen Wochenende war ich auf einem Workshop meiner großartigen Lehrerin Barbara Sher. Auf die Frage nach ihrem Wunsch sagte eine Teilnehmerin: "Mein Wunsch ist irgendwie abstrakt - es ist ein höherer Wunsch. Ich möchte gerne etwas Bedeutungsvolles tun". Barbara hat in Ihrem Leben als Coach, als Autorin, als Lehrerin so viel Bedeutungsvolles getan, dass ich über Ihre Antwort mehr als erstaunt war.

"Wenn ich "abstrakt" höre, gehen bei mir alle Alarmglocken an! Es ist nichts Schlechtes daran, wenn du etwas Bedeutungsvolles tun willst. Nur reicht es, wenn du für 2 Stunden am Tag etwas Bedeutungsvolles tust und den Rest der Zeit dich auch um dich kümmerst. Sonst kannst du irgendwann gar nichts Bedeutungsvolles mehr tun."

Kann man es besser ausdrücken?

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich nicht immer verausgabt habe. Mein Haushalt beispielsweise war schon immer eine einzige Katastrophe und diese Abschnitte unten an den Elternbriefen - die mit den Anfragen nach Kuchenspenden und ähnlichem - kamen schon immer bei mir auf den letzten Drücker zurück (manchmal auch gar nicht, aber der Kuchen war meistens dann doch da).

Und so manches Mal auf dem Weg zum Spielplatz überkam mich schon mal ein Gefühl von unendlicher Langeweile - bis ich wenigstens ein freundliches Gesicht zum Quatschen gefunden hatte. Ganz zu schweigen vom Lego bauen und Autos auf dem Teppich von A nach B fahren.

Aber, was mich wirklich begeistert hat, habe ich verfolgt - immer neue Ideen entwickelt, Kooperationen aufgebaut, geplant und durchgezogen - oft bis spät in die Nacht und ohne darauf zu achten, wie es mir gerade geht. Ich war mit den richtigen Methoden zu den falschen Zielen unterwegs.

Das ist heute anders - heute mache ich genau das, was mir leicht fällt und die unangenehmen Dinge wenigstens genau so, wie sie mir leichter fallen. Und es ist ähnlich - auch heute passiert es mir, dass ich durch diese richtigen Methoden viele neue Kapazitäten schaffe, die ich gleich wieder mit neuen Projekten fülle, statt schlicht mit Lebensfreude und Genießen von dem, was ich schon alles habe.

 Aber, wenn mir das mal wieder gut gelingt, passiert etwas ganz Erstaunliches: es färbt auf meine gesamte Umgebung ab. 

Meine große Tochter kommt mittags von der Schule, macht sich Musik an und fängt an, die Spülmaschine auszuräumen. Meine mittlere Tochter erzählt mir, dass sie sich immer einen Zeitplan macht, damit sie nach Schule und HA einer 9. Klasse G8 am Ende des Nachmittags noch eine Stunde machen kann, was sie will. Und mein jüngster Sohn kommt von der Grundschulbetreuung nach Hause und sagt, er möchte jetzt gerne mal ganz für sich sein.

Und dann finde ich mich am späten Nachmittag wieder - am Esstisch beim "Mensch Ärgere Dich Nicht" mit Tochter 17 und Sohn 8, alle werden gefühlte 25 mal von allen Seiten rausgeschmissen und der Name wird erstaunlicherweise trotzdem zum Programm.

Darf ich mal ganz ehrlich sein?

So viel Spaß macht mir das Spielen mit meinen Kindern erst, seit ich einen wunderbaren Ausgleich in meinen anderen Aufgaben gefunden habe: kein Pendeln zwischen Langeweile und Verausgaben, sondern eine Arbeit, die mich erfüllt und Methoden, die es mir leicht machen.


Jetzt mache ich es wie meine Tochter: erst eine Pause, dann noch 1 Stunde Dringendes und Wichtiges und heute Nachmittag mit meinem Sohn die Weihnachtspäckchen für die Hilfsaktion in der Schule packen (noch ein Elternbrief von vor 3 Wochen - und morgen  ist der letzte Tag - natürlich!) - denn dann habe ich heute Abend definitiv frei!


Ich wünsche allen eine schöne Woche - also meiner Zielgruppe und dem ganzen Rest der Welt natürlich auch!

Frau W aus F












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen