Dienstag, 20. November 2012

Überförderung - oder: wie wir dafür sorgen, dass unsere Kinder das Richtige lernen

Hallo zusammen,

hatten Sie schon mal einen Hörsturz?

Ich auch nicht - Gott sei Dank -, aber eine Bekannte von einer Freundin. Sie ist Erzieherin. Sie liebt ihren Beruf und die Kinder ihrer Einrichtung und sie macht das wirklich, wirklich gut dort, sagt meine Freundin.

Ich kann mich erinnern, dass meine Freundin schon oft von dieser Einrichtung erzählt hat - von den tollen Erzieherinnen, von den tollen Projekten dort und der rundum guten Betreuung der Kinder.

Gestern nun stand meine Freundin dieser Bekannten gegenüber und hörte die andere Seite der Medaille - nicht zum ersten Mal: die Einrichtung ist chronisch unterbesetzt, eine Fortbildung jagt die nächste, Portfolios wollen geschrieben und Ausflüge wollen gemacht werden und jedes weitere Projekt wird auf die bisherigen einfach draufgepackt.

Wozu das Ganze bzw. wer verlangt das alles?

Klar, da gibt es Chefs und Chef-Chefs und oben drüber Stadtschulämter und Bildungspläne. Aber das scheint es nicht zu sein, so sieht es jedenfalls die Chefin der besagten Erzieherin. Wissen Sie, was die sagt? Sie sagt - und das deckt sich leider eins zu eins mit meinen Erfahrungen - sie sagt, es sind die Eltern, die unzufrieden sind, wenn das alles nicht stattfindet.

Warum machen das diese Eltern?

Weil sie es selbst nicht anders kennen in ihren eigenen Berufen: der Kunde ist König - na, dann bitte auch im Bereich Förderung von Vorschulkindern. Wie oft habe das schon gehört: "Also im Kiga XYZ ist das aber anders. Da gibt es Früh-Chinesisch und indisches Kochen, nicht zu vergessen das Zirkus-Projekt und die Wort-Wirbel-Maschine. Und außerdem hat der Kindergarten ABC auch noch Wellness-Angebote"

Nein, das ist nur leicht übertrieben! So ungefähr sieht das aus, was sich Leitungen und Erzieher so alles anhören müssen.

Also ich finde ja, ein Kindergarten, der Wellness-Angebote braucht, könnte erst mal alle CD-Spieler ausschalten, den Projekt-Plan entschlacken und alle warm anziehen - zum Rausgehen. Aber eine Kindergarten-Leitung könnte bei solch überzogenen Ansprüchen einfach mal Stellung beziehen - Stellung für das Personal und Stellung für die Bedürfnisse von Kindern.

Was würden die Kinder dabei lernen?

Die würden lernen, dass genug einfach genug ist, wie sich das anfühlt mit entspannten Erwachsenen und sie würden sich vermutlich beschweren, sobald Mami mit dem Terminkalender winkt.


Ich weiß gar nicht - welche Spalte muss man für sowas in dem Portfolio ausfüllen?

"Kompentenzbereich Lebensqualität" - gibts das?


Dann wünsche ich mal der Bekannten meiner Freundin langfristig gute Besserung - für alle!


Übrigens: die Stadt Frankfurt gibt gerade Unsummen für eine Werbekampagne aus. Sie suchen dringend Erzieherinnen !!


Na dann - eine schöne Arbeitswoche!

Frau W aus F








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