Donnerstag, 15. November 2012

Blackout, Lampenfieber, Prüfungsangst - oder: warum "Voice of germany" einfach alles richtig machen

Hallo zusammen,

ich erinnere mich noch gernau: da war dieser kleine Raum, der Notenständer gegenüber vom Tisch der Prüfungskommision, an diesem widerum 3 süffisant grinsende Dozenten und davor sitzend auf dem Boden eine kleine Gruppe von derzeitigen Studenten. Es waren vielleicht 10 Personen im Raum - statt 1000 im Saal + Mio. vor den Bildschirmen - , es ging um keinen Traum - es ging um eine schlichte kleine Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule, aber der Adrenalinspiegel war vergleichsweise hoch.

Ich war Anfang 20 und tat, was alle tun: ich tat so, als ob. Ich tat so, als wäre ich hochkonzentriert bei der Sache und vor allem alles, nur nicht nervös. Ich hatte einen wichtigen Teil meiner Noten vergessen - normalerweise kein Problem - ich konnte ja sowieso alles auswendig. Aber nicht da - da hatte ich einfach ein Blackout.

Ich bin durchgefallen - wenigstens in dieser Prüfung.

Heute, über 20 Jahre später, sitze ich wahlweise mit der einen oder anderen Teenie-Tochter im Voice-Fieber auf dem Sofa und bin einfach nur begeistert: klar, die Leute sind gut - richtig gut; und klar: die Coaches sind nett - richtig nett. Aber da steckt noch mehr dahinter: The Voice hat ein durch und durch menschenfreundliches Konzept und zwar weit über die großartigen Blind Auditions hinaus.

Da ist der Moment, wo die Künstler zum ersten Mal im Casting-Tempel ankommen. Sie werden warmherzig und neugierig empfangen und begrüßt vom Moderator höchst selbst. Dann gibt es diverse Kurzinterviews, eine Extra-Lounge für den mitgebrachten Fan-Club und diesen einen Moment unmittelbar vor dem Auftritt. Bevor diese schwere Eisentür von immer dem gleichen Türsteher geöffnet wird, hört man die Sänger und Sängerinnen noch etwas sagen - so sie denn wollen.

Sie reden von Nervosität und Angst und Lampenfieber und Adrenalin - genauer: sie reden erst von Nervosität, aber dann von Neugier, sie reden von Angst, aber dann von Auftrittslust, sie reden von Lampenfieber, aber dann von "ich will das Ding gewinnen" und sie reden von Adrenalin und anschliessend von "jetzt rock ich die Bühne!".

Bis vor kurzem habe ich das nicht verstanden: "Könnt ihr TV-Fuzzis die nicht einfach mal in Ruhe lassen - so unmittelbar vor dem Auftritt? Müsst ihr die ausgerechnet jetzt fragen, wie sie sich fühlen?", habe ich mir gedacht - manchmal sogar laut.

Ja, das müssen sie und zwar aus gutem Grund:

die Nervosität, die Angst, das Lampenfieber, das Adrenalin - die sind alle da - sowieso. Aber nur, wenn wir das zumindest vor uns selber zugeben, kann daraus das richtige Premierenfieber mit allen positiven Nebenwirkungen werden.

Was passiert also? Die SängerInnen hören diese Frage, beantworten sie ehrlich - alles andere käme sowieso unglaubwürdig übern Sender - und müssen plötzlich lachen. Und dann - dann gehen sie raus durch diese schwere Eisentür auf die ganz große Bühne und singen so, dass man es manchmal gar nicht glauben kann.

Und hinterher?

Hinterher werden sie von liebevollen Menschen wieder in Empfang genommen - erst auf der Bühne und dann backstage - oder wie das heißt (da war ich noch nie, leider).

Da kommt mir gerade eine großartige Idee:

könnte man nicht Professoren an Musikhochschulen zwangsverpflichten, sich diese Sendung anzusehen, bevor es in die nächste Runde von Aufnahmeprüfungen geht?

Ich finde, da sollte ich dran bleiben - ich berichte!


Und jetzt geh ich gucken - the Voice - es lebe der Festplattenrecorder!

Eine schöne restliche Woche,


Frau W aus F




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