Samstag, 11. August 2012

Vorher-Nachher-Geschichten oder: "Fragen Sie jemanden, der sich mit so was auskennt"

Hallo zusammen,

es hat geklappt: ich habe heute nach 6 Wochen vor mir herschieben doch tatsächlich 8 Schulbücher eingebunden (das ist nicht neu), es hat mich nicht allzu viel Zeit gekostet (da kommen wir der Sache schon näher) und - und das ist der eigentliche Gipfel: ganz ohne Nervenzusammenbruch!

Ich vermute mit dem Einbinden von Schulbüchern ist es so ähnlich wie mit dem Packen für den Urlaub: die einen können`s und die anderen eben nicht.
Eben nicht ist allerdings so eine Sache, denn auch diese Personengruppe muss sich mit dem schmerzlichen Thema irgendwie auseinandersetzen.
Wie das funktionieren kann und wie gar nicht, dazu hier meine persönliche Vorher-Nachher-Geschichte:

Es muss so ungefähr 10 Jahre her sein, das war ich mit meinem damaligen Chor auf einem Probenwochenende. Wir bekamen neue Chorbücher - tolle Chorbücher - wertvolle, schöne und funkelnagelneue Chorbücher - sie mussten eingebunden werden.
Ich meine, es muss sowas gewesen sein wie "Ich hasse Bücher einbinden", was mir im Gespräch mit meinen Chorkollegen rausrutschte. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt bereits durch 2 Schuljahrgänge meiner Kinder mit diesem Thema gequält und wusste ganz genau wovon ich sprach: von rutschenden Folien und schierer Verzweiflung.
Jedenfalls bekam ich damals prompt die Quittung: Eine geschmeidige Mit-Zwanzigerin meinte "Also ich mach das gerne - ich hab immer für alle meine Geschwister alle Bücher eingebunden" - sprachs, band ein und siegte.

Seit dem habe ich mich weiter gequält - mit den Schulbüchern meiner Kinder, bis zu der Begegnung, die mein Leben für immer verändern sollte - wenigstens in diesem Punkt - und damit kommen wir zum Nachher:

Es war eine Sitzung im Förderverein unserer Grundschule, in der es naturgemäß diverse Aufgaben zu verteilen gab - unter anderem - richtig: das Einbinden von Büchern für die Schulbibliothek. (Ich glaube, ich werde nie verstehen, warum es keinen Etat zum Renovieren von Klassenräumen, Packen von Umzugskisten und vollständigem Einrichten von Schulbibliotheken an unseren allgemeinbildenden Schulen gibt, aber das ist ein anderes Thema).
"Wer kann sich mal einen Abend Zeit nehmen und eine von diesen Kisten einbinden?", fragte die Vorsitzende vom Förderverein geschickt. Nachdem spontan und ohne zu zögern 3 Hände hochgegeangen waren, traute ich mich, zu sagen:"Wie macht ihr das? Ich brauch`dafür Stunden". Das war natürlich untertrieben, aber "Tage" wollte ich einfach nicht sagen. "Mir ging das früher auch so, aber da gibts einen Trick, wie das ganz schnell und einfach geht - ich komm vorbei und zeigs dir", sagte eine meiner Mutter-Kolleginnen. Ergebnis: wir hatten einen netten Abend und ich für den Rest meines Lebens eine bessere Technik.
Seitdem kann ich also Bücher einbinden - um genauer zu sein, übe ich das und werde doch tatsächlich von Jahr zu Jahr geschickter und, wie ich heute erfreut festellen durfte, auch schneller.

Und was lernen wir daraus: "Fragen Sie jemanden, der sich damit auskennt" :)

Das, womit sich meine nette Unterstützerin da auskannte war zweierlei: zum einen mit dem Bücher einbinden selbst (aber das konnte meine Chorkollegin ja auch). Zum anderen aber damit - und das ist das Entscheidende -, wie blöd man sich dabei vorkommt, wie genervt man davon ist und welche Technik diese Aufgabe leichter macht.

Man sollte also besser sagen: "Fragen Sie jemanden, der mal damit Schwierigkeiten hatte und sich jetzt damit auskennt"
(zugegeben:  der Satz geht so werbetechnisch gar nicht - noch nicht mal für die gelben Seiten - aber er stimmt und er gilt aus meiner Sicht für jede Lebenslage).


By the way: ich kenne ganz viele Leute, die sich mit vielen verschiedenen Themen sehr gut auskennen - wer also gute Experten sucht, bitte einfach im Kommentar das gesuchte Thema angeben und ich gucke gerne, wer sich mit so was auskennt:)


Interressant ist aber noch die Sache mit dem ausgebliebenen Nervenzusamenbruch. Der setzt sich bei mir im Normalfall aus folgenden Komponenten zusammen:
1. Ich habe überhaupt keine Lust, das zu machen
2. Ich habe noch weniger Lust, das jetzt zu machen
3. Ich habe am wenigsten Lust, dafür länger zu brauchen als unbedingt nötig
4. Ich werde gestört, muss immer wieder von vorne anfangen und es dauert deutlich länger als unbedingt nötig

Was macht man als berufstätige Mutter mit 14-Std.-Tag? Richtig: man legt das ganze in die Abendstunden !

FALSCH: die Abendstunden sind Freizeit, Schulbücher einbinden ist Teil vom Job!!

Und genau das habe ich heute anders gemacht - zum ersten Mal in meiner mehr als 10-jährigen Karriere als Mutter schulpflichtiger Kinder:

1. Ich habe es mir vorgenommen, weil es nun mal jetzt sein muss
2. Ich habe es in den Sa.-Vormittag gelegt, weil es Teil von Familien-Management ist
3. Ich hab es mit einem Blockbuster mit meinen tollen Arbeitskollegen verbunden, weil dann alles doppelt so schnell geht 
(wie man einen Blockbuster einsetzt, wenn man effektiv und mit Spaß unliebsame Aufgaben erledigen möchte, darüber habe ich in diesem Blog vor ein paar Monaten geschrieben unter: http://always-look-on-the-right-side-of-life.blogspot.de/2012/05/irgendwie-ist-alles-doch-nur-relativ.html...)
4.Ich habe das Ganze meinen Kindern angekündigt, damit nichts dazwischen kommt - ungefähr so:

"Meine lieben Kinder, eure Mutter wird sich heute Vormittag damit beschäftigen, diese Schulbücher einzubinden. Ich möchte nicht gestört werden - hier ist die Nummer der Giftnotrufzentrale und die vom Kinderschutzbund."

Was soll ich sagen: es hat geklappt - die Bücher sind eingebunden, meinen Nerven geht es ganz ausgezeichnet und meine Kinder haben es auch überlebt.

Überlebt ist auch wieder untertrieben:

mein Sohn hat von sich aus den gesamten Groß-Einkauf eingeräumt, gefühlte 2,3 kg Mini-Kram unter (!) seiner Kommode ausgemistet, den Müll rausgetragen und die Salate fürs Grillen am Abend vorbereitet - und das Ganze äußerst gut gelaunt. Blockbuster sind offensichtlich ansteckend.

Und ich - ich habe anschließend noch in einem Anfall von kreativem Aufräumen 2 schöne Arbeitsplätze für mich eingerichtet - für jede Wetter- und Stimmungslage so zu sagen. Und die Tipps rund ums Organisieren und bei Laune halten am Schreibtisch gibts demnächst hier in diesem Theater.

Montag geht für meine Kinder die Schule wieder los -
und ich freu mich schon jetzt auf meine Arbeit :)


Frau W aus F

















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