Freitag, 11. Januar 2013

Morgen wird sie 18 - oder: warum man die Dinge immer erst tut, wenn man muss

Hallo zusammen,

plötzlich und unerwartet stand der 18. Geburtstag unserer Tochter vor der Tür - wie aus heiterem Himmel - man könnte sagen, niemand hat es ahnen können, dass sie 18 wird, dass man ein Geschenk braucht, dass es ein sehr besonderes Geschenk sein sollte und so weiter und so weiter...

Vor ca. 17,5 Jahren stand ich völlig fassungslos neben hoch organisierten Müttern von erstgeborenen Babies, die nach Stillalltag und halbwegs schlaflosen Nächten die verbleibende Rest-Freizeit in Nachtschichten Fotos in dicke Fotoalben einklebten: Fotos von den ersten Tagen im Krankenhaus, Fotos vom ersten Lächeln, Ausflug, Urlaub, Zahn, Brei - was weiß denn ich, was alles.

Gestern stand ich nun gefühlte 1,5 Std. vor dem Fotoautomat (hab da 2 sehr nette andere Frauen kennengelernt - dazu ein anderes mal) und machte Bilder nach: von den ersten Tagen im Krankenhaus, dem ersten Urlaub, der Einschulung, dem ersten I-Pod, der ersten E-Gitarre, der  Konfirmation und dem letzten Weihnachten vor dem 18.

Über die schlaflosen Nächte bis zu diesem Augenblick schweigen wir mal lieber. Vor allem über die, zwischen der Idee für dieses Fotoalbum-Geschenk vor ca. 10 Tagen bis zur Fertigstellung gestern Abend.

Ich sagte zu meiner Freundin - ihres Zeichens Patentante -:

"Ich möchte für sie gerne ein Fotoalbum machen. So 1 Bild pro Jahr, aber ich glaube, ich hab gar nicht von allen Jahren Fotos." 
Sie: "Dann mach doch nur die wichtigsten - lass halt ein paar Jahre aus."
Ich: "Genau - nur die wichtigsten Stationen. Du hast das ja alles schon damals gemacht - toll."
Sie: "Ja, aber ich hab auch nur die ersten 2 Jahre - danach hab ich auch nichts mehr eingeklebt."

Ich hatte fast gar nichts eingeklebt, aber das war jetzt meine Rettung. Ich fand auf dem Speicher 2 Kisten voller Fotos - also 2 Kisten in der Größe von Umzugskartons. Nichts war eingeklebt, aber netterweise 2 Jahrgänge in einer Fotobox, weitere 4 in Orginal-Fototüten der freundlichen Drogerie von neben an - und: mit Jahreszahl und Thema beschriftet - meine Handschrift - welch Überraschung!! Der Rest war digital - auf dem PC - noch Fragen?

Und dann: 100erte von Fotos durchsehen, aussuchen, nachmachen, drapieren, zurechtschneiden, neu drapieren, schließlich einkleben.

Das Ergebnis: schön :) 


Warum?

Weil es mich und uns und auch unsere Tochter ein Leben lang daran erinnern wird, was wir für schöne Momente erlebt haben. 

Nach den stürmischen Zeiten der letzten Jahre (frei nach "Schlaflos Seattle": haben Sie Teenie-Töchter? Nein? Wollen Sie meine?? ) war das fast eine Offenbarung: irgendwas scheint ganz gut gelaufen zu sein, wenn man diese Bilder so anschaut.

Wenn ich allerdings meinen stinknormalen Alltag so betrachte, wirkt das auf mich oft ganz anders: die Teenie-Töchter, die an freien Tagen schlafen bis um 13.30h ("Guten Morgen, liebe Studenten") die sich gerne mal Abend für Abend von Chips und Cola ernähren, die tagsüber schon mal genervt (zu neudeutsch: "angepisst") sind und sich mit allem streiten, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, die stundenlang vor PC und Co verbringen, deren Zimmer aussehen, als wäre Messie höchstselbst dort wohnhaft...

Ich sags ja - wollen Sie meine?

Vorgestern nun hab ich mit meiner Großen telefoniert - sie hütet gerade für 1 Woche Wohnung und Katze bei Freunden von uns. 

Ich: "Na, wie gehts dir, mein Schatz?"
Sie: "Prima - du wirst es nicht glauben: ich steh jeden Morgen um halb zwöf auf und treffe mich dann mit meinen Freunden zum Lernen in der Bücherei (Anm.: Abi steht vor der Tür). Und ich hab auch ganz viel eingekauft - also richtig gute Sachen - nicht irgendwie so`n Blödkram - lauter gesundes Zeug!"
Ich: "   "

Wenn ich jetzt irgendwem in meinem Freundeskreis erzählen werde, dass ich auf unserem Messie-Speicher war, um ein Fotoalbum für unsere Tochter zu machen, wird die Reaktion vermutlich die gleiche sein:

"   "

Was lernen wir daraus:

1. Man macht es erst, wenn man muss. 
2. Das ist ganz gut so - so kann man sich immer auf das konzentrieren, was gerade wichtig ist.
3. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm - oder: "Es ist viel wahrscheinlicher, dass Ihre Kinder das tun, was Sie tun, als dass sie tun, was Sie sagen" (ist nicht von mir - hab ich irgendwo von einem sehr klugen Menschen gelesen)

Was lernen wir noch?

Vormachen hilft!

In den Weihnachtsferien hatte ich mal ein paar weitere Zimmer in unserem Haus aus dem fast- Messie-Status befreit, hatte meinen PC auf Sparflamme gesetzt und wieder halbwegs vernünftig gekocht.

Wenn ich mich jetzt hier so umschaue, kann ich damit gleich wieder einsteigen - es ist so viel liegengeblieben, während ich das Fotoalbum gemacht habe.

Hmm - könnte sein, dass sich das Aufschieben doch irgendwie am Ende nicht wirklich rechnet...

Fragen Sie sich auch gerade, warum ich mich jetzt nicht um meine unerledigte dringende to-do-Liste kümmere, statt diesen Artikel zu schreiben?

Ganz einfach: weil´s mir Spaß macht und genug Schwung gibt, um mich dann doch diesen  unangenehmen Dingen zu widmen - es geht dann alles doppelt so schnell!

Dann also los - und ein schönes Wochenende (meine Tochter macht heute ihre Party - hier - wir sind evakuiert - bei der Katze! Morgen hat sie einen Kater (also meine Tochter), nachmittags gibts Kuchen und am Sonntag Brunch mit der buckligten Verwandtschaft - nicht hier - sehr zu empfehlen!)

Ok, ok - ich geh ja schon zu meinen to-do`s!


Schönes Wochenende :)

Frau W aus F


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