Sonntag, 21. Oktober 2012

Easy going - oder warum wir uns das Leben so leicht machen sollten, wie möglich

Hallo zusammen,

ich lese gerade ein ganz besonders kluges Buch mit dem klugen Titel "Die Kunst des klugen Denkens" - also genauer gesagt: ich habe es schon gelesen oder noch besser: ich habe es verschlungen.

Warum verschlungen? Weil es auf höchst amüsante Weise Aha-Erlebnisse liefert noch und nöcher und so ziehmlich jeden Denkfehler entlarvt, dem man so im Alltag ausgesetzt ist: von der Werbung, über Journalismus und Top-Management bis hin zum ganz gewöhnlichen Alltags-Leben - womit wir endlich bei meinem Spezialgebiet angekommen wären.

Es geht um Herdentrieb, das Verwechseln von Ursache und Wirkung, das Unterschätzen von ganz gewöhnlichen Wahrscheinlichkeiten, die Notwendigkeit von intuitivem Denken in der einen und rationalem Denken in einer anderen Situation, das realistische Einschätzen der eigenen Möglichkeiten und vieles mehr. Wie gesagt: ein tolles Buch!

Die Hauptempfehlung lautet: suchen Sie für Ihre eigene Theorie immer wieder Gegenbeispiele und umgeben Sie sich mit Menschen, die anders denken, als Sie selbst.

Und genau das habe ich jetzt vor - hier jetzt und zum Beispiel mit diesem Blog:

Angenommen, man würde unter Eltern eine Umfrage starten:

Was wünschen Sie sich für die persönliche Zukunft Ihres Kindes - Sie können nur eine Wahl treffen:

1. Mein Kind soll einen guten Beruf haben, von dem es gut leben kann

2. Mein Kind soll einen Partner haben und/oder Freunde, mit denen es gerne zusammen ist

3. Mein Kind soll ein schönes Hobby haben

4. Mein Kind soll sich sein Leben so gestalten, dass es gesund und zufrieden und immer wieder glücklich ist


Na, was würden wohl die meisten Eltern auswählen?

Schon klar - der letzte Wunsch ist wenig konkret, bzw. Sie können sich nicht viel darunter vorstellen, was das genau für Ihr Kind bedeutet. Aber mal angenommen, Sie beamen sich ins Jahr 2022. Sie besuchen Ihr erwachsenes Kind und haben genau dieses Gefühl: Ihrem Kind geht es rundum gut genau so, wie es gerade lebt. Ist das nicht eine schöne Vorstellung?

Irgendwo habe ich mal den schönen Satz gelesen:

"Es ist viel wahrscheinlicher, dass Ihr Kind tut, was Sie tun, als dass es tut, was Sie sagen"

Das ist im Grunde nichts anderes als die Sache mit dem Apfel und dem Stamm. Man könnte auch sagen: das hat schon was.

Wenn wir also wollen, dass sich unsere Kinder später mal ein schönes Leben gestalten, wird uns auf Dauer nichts anderes übrig bleiben, als selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. 

Wie das nun genau aussehen sollte? Tut mir leid, da habe ich keine Ahnung - muss ich auch nicht, denn diese Ahnung haben Sie ja selbst: ob Sie endlich ihr altes Hobby wieder aufnehmen möchten oder sich andere Aufgaben in Ihrer Arbeit wünschen, ob Sie endlich weniger Termine haben wollen oder öfter ins Kino gehen möchten, ob Sie sich endlich ein freies Wochenende gönnen oder einen besonders schönen Familien-Ausflug machen möchten - das wissen Sie selbst am besten.

Und was können sich Ihre Kinder dann bei Ihnen abgucken?
Sie erleben, wie man erkennt, was man gerade möchte; wie man das den anderen vermittelt; wie man gemeinsame Lösungen findet und umsetzt und wie sich das alles auf die gesamte Stimmung auswirkt.

Dazu mal wieder ein Mini-Geschichte aus meinem aktuellen Familien-Berufsleben:

unser Sohn hatte sich am Freitag mal eben zum Übernachten bei seinem Opa eingeladen. Das ist eine große Seltenheit, weil besagter Opa ein sehr unternehmungsfreudiger Mensch und die meiste Zeit schlicht ausgebucht ist.

Also haben wir diesen Termin kurzfristig möglich gemacht. Am nächsten Vormittag kam ein Anruf von unserem Sohn; es folgte ein kurzes Gespräch mit dem Opa, der mit folgendem Satz endete: "Gut, dann kommen wir so gegen 18.00h zurück. Es ist doch so schönes Wetter - macht euch einen schönen Nachmittag!"

Bis zu diesem Moment war ich wild entschlossen gewesen, mit meiner to-do-Liste bewaffnet zwischen Schreibtisch und Haushalt hin und her zu switschen. Wenn ich ganz ehrlich bin, war ich zwar wild entschlossen, aber gleichzeitig höchst unmotiviert. Ganz besonders, als ich meine Teenie-Tochter im Liegestuhl im Garten hab "chillen" sehen - wenn Sie wissen, was ich meine.

Und so beschloss ich, den klugen Rat meines lieben Schwiegervaters zu befolgen - sprach`s und setzte mich mit meinem klugen Buch auf unsere Terrasse. Dem folgte dann noch ein sehr netter Abend mit Freunden und ein wunderschöner Familienausflug auch mit Freunden heute.

Noch 3 Tage vorher fühlte ich mich sehr gestresst - vornehmlich, weil mir besagte to-do-Liste im Nacken lag. Einiges davon habe ich auch in Angriff genommen, aber ich konnte einfach nicht dranbleiben. Aber, was viel unangenehmer war: ich hatte wenig Geduld mit meinen Kindern und war mit meinen Gedanken ständig bei diesen dämlichen kleinen und großen Punkten auf meiner Liste.

Jetzt ist die Liste noch immer gleich voll, aber wir hatten ein rundum schönes Familien-Wochenende. Und prompt habe ich auch wieder Lust, mich um meine Arbeit zu kümmern - statt mich heimlich mit dem Gedanken zu tragen, den Rest meines Lebens zwischen Haushalt und zeitweiligem Mutterglück zu verbringen.


Wieso ist das so? Ist es nur das Auftanken, oder steckt noch mehr dahinter?


Ich glaube, in dem Moment, wo wir uns solche blaue Stunden gönnen, stellt sich unser innerer Kompass wieder richtig ein: => Das fällt mir leicht - so geht es mir gut.

Und mit dieser Einstellung richtet sich dann auch alles weitere danach aus: das hier weicht mir zu sehr ab = da greife ich ein; das hier ist mir so zu anstrengend = das mache ich mir leichter; das eine Ziel verfolge ich weiter und das andere ist gerade nicht so wichtig...

Das Schöne ist: es entsteht eine prima Mischung aus guter Laune, Engagement und Gelassenheit. Und die färbt ganz offensichtlich ab - zum Beispiel auf die Kinder.


Kommen wir nun zu der Eingangsfrage:

wer hat Lust, mir Gegenbeispiele für diese Theorie zu liefern? 
Was spricht dafür, am Wochenende alles abzuarbeiten, was von der Woche übrig geblieben ist?
Was spricht dafür, sich immer wieder etwas vorzunehmen, was diese Wochenend-Arbeit notwendig macht?
Was spricht dafür, dass man sich so anstrengt, obwohl es auch leichter geht?

Ich würde ja gerne ein Preisgeld auf die Beantwortung dieser Fragen aussetzen, aber das scheitert vermutlich an der Übermittlung ;)

Auf jeden Fall bin ich doch sehr gespannt auf alle möglichen Antworten, die meine nächsten möglichen Denkfehler entlarven.


In diesem Sinne - mal wieder eine schöne Woche mit Aussicht auf ein möglichst arbeitsfreies Wochenende danach.

Frau W aus F


P.S.: Wenn nichts dazwischen kommt, schreibe ich im nächsten Artikel darüber, wie das gehen kann, wenn man es denn möchte!




















3 Kommentare:

  1. Ich kann dir definitiv kein Gegenbeispiel liefern. ;-)

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  2. Tut mir leid, liebe Anne, ich auch nicht. Angst tötet einfach Intuition und Hektik auch. Und wenn man ständig To-Do-Listen im Nacken hat, dann auch gleichzeitig die Angst, diese ganzen Aufgaben nicht zu schaffen. Wo soll dann die gelassene Urteilsfähigkeit herkommen? Du hast völlig recht. Danke für die anschauliche Beschreibung :-)

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  3. Danke euch für eure Kommentare, liebe Stephanie und Claudia - dann ist ja vielleicht wirklich etwas dran!

    Aber ich sammele trotzdem mal weiter - irgendwo da draußen muss es doch jemanden geben, der in Hektik förmlich aufblüht, oder? Wie kann es sonst sein, dass wir immer so gehetzt durch die Gegend laufen?

    Aber vermutlich hat es was mit dem Thema Aufgaben-Management zu tun, von dem du, liebe Stephanie, so schön im Kommentar zum nächsten Blog-Artikel schreibst :)

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